KfW-Förderungen gestoppt: Das sind die Folgen

Nico Vaziri

24.01.2022

Völlig überraschend hat der Bund alle KfW-Förderungen für energieeffiziente Gebäude auf Eis gelegt. Und das ab sofort, ohne klare Perspektive für die Zukunft, geschweige denn einem Plan, was nun mit bereits beantragten Förderungen passieren soll. Wir geben dir einen kurzen Überblick, was diese Vorgehensweise nun konkret für Investorinnen und Investoren bedeutet.

Wer nutzte bisher KfW-Förderungen?

Das Grundprinzip ist einfach erklärt: Bislang gab es Förderungen zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden. Dabei wird zwischen Zuschüssen und geförderten Krediten unterschieden.

Ein klassisches Beispiel, wie Förderungen von Privatpersonen genutzt wurden, sieht folgendermaßen aus. Wer eine alte Ölheizung gegen eine ökologische Alternative tauscht und zuvor eine Beratung in Anspruch nimmt, im Zuge derer dieser Schritt empfohlen wird, konnte sich bis zu 40 Prozent der Kosten als einmaligen Zuschuss zurückholen.

Doch nicht nur Privatpersonen, auch Bauunternehmen sind massiv betroffen. Denn in den Reaktionen auf den Förderstopp meldet sich beispielsweise auch die Branche der Fertigteilhaus-Hersteller zu Wort. Diese betonen, sie hätten bisher bei 90 Prozent aller Häuser KfW-Förderungen in Anspruch genommen. Die Folge wäre, dass nun die Finanzierbarkeit vieler Projekte völlig unklar sein, Bauherren werden durch den spontanen Schritt verunsichert.

Neben dem Neubau-Segment sind auch Altbauten betroffen. Denn für die energieeffiziente Sanierung von Altbauten wurden bislang ebenfalls finanzielle Mittel bereitgestellt. Quer durch die Immobilienbranche gibt es somit unterschiedlichste Unternehmen, Investoren und Privatpersonen, die durch den überraschenden Förder-Stopp vor große Probleme gestellt werden.

Was sagt die Regierung?

Kurz gesagt werden alle Förderprogramme zumindest vorübergehend gestoppt. Ob und wann es weitergeht und wie sich die Kriterien für die Förderungen ändern werden, ist nicht bekannt. Ebenso unklar bleibt, was mit Projekten passiert, die bereits eingereicht, aber noch nicht genehmigt wurden. Die Kernaussage lautet, es wurden so viele Förderanträge gestellt, dass die finanziellen Mittel nun ausgeschöpft sind. Woraus sich auch gleich ein klarer Kritikpunkt ergibt. Denn schließlich wäre es möglich gewesen die Branche zu warnen, etwa indem darauf hingewiesen wird, dass der Fördertopf auf einen definierten Betrag beschränkt wird und dieser schon weitgehend ausgeschöpft ist. In diese Richtung ist allerdings nichts passiert, weshalb nun die gesamte Branche unter Schock steht. Andere Förderungen (z.B. die Sonder-AFA) sind schon früher ausgelaufen.

Nach Aus für Förderungen: Das sind die Konsequenzen

Besonders hart betroffen sind zahlreiche Privatpersonen, die ihr Bauvorhaben mit Förderungen umsetzen wollten und diese Beträge fix eingeplant haben. Die logische Folge wird sein, dass viele Sanierungsmaßnahmen und Bauvorhaben nun verschoben werden. Alternativ könnten auch Projekt abgesagt werden oder bei dem Vorhaben einfach kein Wert mehr auf ökologische Aspekte gelegt werden, wenn es keine Förderungen mehr gibt.

Für die Baubranche bedeutet das, es könnte sich ein Rückstau ergeben, da viele Bauherren zuwarten möchten oder Projekte aus Kostengründen umgeplant werden. Im schlimmsten Fall könnte es sogar passieren, dass die ein oder andere Finanzierung platzt, wenn mit umfassenden Fördermitteln kalkuliert wurde, die es nun einfach nicht mehr gibt.

Potenzielle Folgen können somit in wenigen Stichpunkten zusammengefasst werden:

  • Privatpersonen wird es erschwert, ökologisch sinnvolle Sanierungsmaßnahmen umzusetzen.

  • Neubauten, welche die Voraussetzungen erfüllen, um gefördert zu werden, haben die Chance nun nicht mehr.

  • Die Finanzierbarkeit verschiedenster Bauvorhaben ist gefährdet, da die Förderungen oft als fix eingeplant wurden, wenn die Kriterien eindeutig erfüllt sind.

  • Die gesamte Baubranche ist in Sorge, ob Bau- und Sanierungsvorhaben verschoben oder sogar gänzlich abgesagt werden.

  • Aus Kostengründen könnten manche Vorhaben ohne Berücksichtigung ökologischer Aspekte realisiert werden.

  • Die Spontanität dieser Änderungen sorgt für große Verunsicherung, gleichermaßen bei Privatpersonen, Investoren und Bauunternehmen.

Was bedeutet der Förder-Stopp für Investoren?

Aus Investment-Perspektive ergeben sich unterschiedliche Auswirkungen durch den Stopp der Förderungen. Die Sanierung von Bestandsobjekten wird erschwert. Die Kosten steigen, ökologische Aspekte werden nicht mehr in den Fokus gerückt.

Deshalb ist davon auszugehen, dass die zusätzlichen Kosten – so nicht sehr schnell eine Lösung gefunden wird und es doch weitere Förderungen gibt – an die Konsumenten weitergegeben werden. Sei es durch höhere Mieten oder auch durch höhere Kaufpreise. Eine Alternative ist, dass schlichtweg weniger Sanierungen durchgeführt werden oder diese in schlechterer Qualität ausgeführt werden, damit die Maßnahmen ohne Förderung leistbar bleiben. Eine Situation, die niemand wirklich wollen kann und nur Verlierer hervorbringt.

Wer Neubauten geplant hat und dabei höchste Energiestandards einhalten wollte, um Förderungen zu erlangen, hat nun eine Finanzierungslücke. Für die Planung können bereits hohe Beträge geflossen sein, Finanzierungen können bereits mit Banken fixiert sein. Doch wenn nun Förderungen wegfallen, kann das ganze Projekte gefährden. Ob und wie Bauvorhaben trotzdem umgesetzt werden können, muss im Einzelfall geprüft werden. Es ist anzunehmen, dass häufig ökologische Aspekte schlichtweg gestrichen werden. Die PV-Anlage fällt kleiner aus, die zu erreichende Energieklasse darf doch etwas schlechter sein, etc. – die Möglichkeiten, um die Baukosten zu senken, damit das Projekt trotzdem realisierbar ist, gehen de facto immer zu Lasten der Umwelt. Die Umplanung kann potenziell der einzige Ausweg sein, um das Projekt trotzdem ertragreich realisieren zu können. Doch selbst die Umplanung verursacht finanziellen und organisatorischen Aufwand.

Längerfristige Folgen bedenken

Abseits dieser operativen Konsequenzen hat das Verhalten der Bundesregierung auch mittel- und langfristige Folgen. Dass bestimmte Projekte nicht oder nur abgeändert realisiert werden können und es zu Verzögerungen kommen wird, ist nur ein Faktor. Denn längerfristig betrachtet ist das Kernproblem, dass massive Unsicherheit geschürt wurde. Unternehmen müssen sich auf geltende Gesetze und Regelungen verlassen können. Gerade in einem Segment, wo über Jahre hinweg im Voraus geplant wird, sind spontane, völlig unvorhersehbare Manöver katastrophal. Dass dafür offensichtlich kein Bewusstsein gegeben ist, wirft ein schlechtes Licht auf die verantwortlichen Personen und Parteien.

Für Investoren kann diese Vorgehensweise bedeuten, dass die Finanzierungsstruktur zukünftiger Projekte anders geplant werden muss. Wenn sich ein Investor nicht darauf verlassen kann, dass er beim Einhalten aller Förderkriterien auch tatsächlich eine Förderung erhält, können diese finanziellen Mittel nicht fix eingeplant werden. Sofern Banken diese Position in der Finanzplanung nichtmehr akzeptieren, muss zusätzliches Fremd- oder Eigenkapital eingebracht werden.

Zusammenfassend wirkt sich diese unvorhersehbare Vorgehensweise auf den gesamten Bau- und Immobiliensektor massiv aus. Die geschürte Verunsicherung ist ein Schaden, dessen Größe mit den finanziellen Auswirkungen mithalten kann. Denn der Eindruck, dass sich Unternehmen nicht auf geltende Regelungen verlassen können, wird lange in Erinnerung bleiben und hat das Potenzial auch ausländische Großinvestoren, welche bislang auch die politische Stabilität Deutschlands, die zuverlässige Gesetzgebung, als großen Pluspunkt sahen, nun zu verunsichern.

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